Sanja und Margarethe beim IMPP-Workshoptag im Oktober 2017Ende Oktober lud das IMPP (Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen) Studierende nach Mainz ein, um über die Neugestaltung der Staatsexamina im Hinblick auf den Masterplan Medizinstudium 2020 zu informieren. Bei diesem Treffen waren auch zwei Vertreterinnen des StuRaMed anwesend.

Wir möchten euch hiermit eine Übersicht darüber geben, welche Veränderungen das IMPP für die kommenden Prüfungen geplant hat, ab wann ihr diese Prüfungen zu erwarten habt und was die Veränderungen jeweils bedeuten.

Kompetenzen vermitteln und prüfen

Da dank des Masterplan Medizinstudium 2020 die Kompetenzorientiertheit unseres Studiums stark ausgebaut werden soll, beschäftigt sich das IMPP zurzeit mit der Frage, inwiefern man diese Kompetenzen auch in den Staatsexamina abprüfen kann. Deshalb hat sich das Team um Frau Prof. Jana Jünger die M1-, M2- und M3-Prüfung vorgenommen und einige Neuausrichtungen entwickelt.

Wichtig dabei ist, dass das IMPP bei einer vollständigen Neuausrichtung nicht die alleinige Entscheidungskompetenz besitzt. Beim Zeitpunkt der Prüfungen und deren genauem Ablauf reden viele andere Akteure mit, unter anderem Bundes- und Landesregierung und der Medizinische Fakultätentag (also das nationale Gremium aller deutschen Fakultäten). Gerade bei der Umstrukturierung der M3-Prüfung handelt es sich um einen Vorschlag von Seiten des IMPP, der nun diskutiert werden muss. Es wird sich zeigen, welche Vorschläge am Ende umgesetzt werden.

M1 (Physikum) – Zeitpunkt steht noch nicht fest

Großes Ziel soll hier sein, die mündliche und schriftliche Prüfung voneinander zu trennen und erst nach dem 6. Semester eine mündlich-praktische Prüfung, in die z. B. schon Fähigkeiten, die im Untersuchungskurs erlernt werden, miteinfließen können. Die Verlegung des mündlich-praktischen Teils auf das 6. Semester ist auch Teil des Masterplanes Medizinstudium 2020.

Außerdem soll im schriftlichen Teil die Verknüpfung von präklinischem Prüfungsstoff mit klinischen Fallvignetten gestärkt werden – sodass z. B. anhand von Patientenfällen in den Aufgabenstellungen die Anwendungskompetenz und das Verständnis für die vorklinischen Inhalte abgeprüft werden kann.

M2 (Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung) – ab Frühjahr 2018

Da zunehmend auch unsere wissenschaftliche Kompetenz während des Studiums mehr gefordert und gefördert werden soll, wird ab Frühjahr 2018 der Anteil der MC-Fragen zu Wissenschafts-kompetenz erhöht. Das mag zunächst schwammig klingen, bedeutet aber heruntergebrochen mehr oder weniger nur 10 mehr Fragen zu Statistik und Epidemiologie.

Außerdem strebt das IMPP eine Umstellung der Fallstudien, bei denen man zur Zeit etwa 25 Fragen zu einem einzigen Krankheitsbild beantworten muss, hin zu Key-Features an. Das bedeutet, dass nur noch 3–5 Fragen zu einem bestimmten Krankheitsbild gefragt werden. So kann insgesamt eine größere Diversität in Bezug auf die vielfältigen Bereiche der medizinischen Fachgebiete eingeführt werden und gleichzeitig die klinische Entscheidungsfindung mehr in den Vordergrund gerückt werden.

M3 (Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung) – frühestens ab 2020

Für die M3-Prüfung gibt es einige komplett neue Ideen, deshalb wird die Einführung auch sicher noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Der Ablauf der zweitägigen Prüfung ist momentan folgendermaßen geplant:

Tag 1

  1. am Patientenbett mit Fokus auf der Anamnese und der körperlichen Untersuchung (45 min)
  2. intraprofessionelle Übergabe an z. B. den Oberarzt
  3. Open Book Exam – Erarbeitung des Hintergrunds des Falles mit der Akte + Lehrbüchern
  4. anschließende Besprechung mit den Prüfern (Chart Stimulated Recall)
  5. interprofessionelle Übergabe an z. B. Pflegepersonal
  6. Erstellung eines evidenzbasierten Patientenberichts
  7. „Übersetzung“ des Berichts in für den Patienten verständliche Sprache

Das Ganze soll anhand eines stationären und eines ambulanten Patienten erfolgen und dabei auch von 2 unterschiedlichen Prüferteams bewertet werden.

Tag 2

OSCE-Prüfung mit 10 Stationen à 10 min mit dem Fokus auf klinischer Entscheidungsfindung, Übergabe an andere Zielgruppen, Fehler-/Entlassungsmanagement etc.

Insgesamt scheint die Idee, nicht mehr nur wissende, sondern wirklich kompetente Ärzte auszubilden, sehr sinnvoll zu sein – ebenso wie der Ansatz durch die kompetenzbasierte Ausrichtung der Prüfung auch auf die Fakultäten Druck in Richtung einer kompetenzorientierten Ausbildung auszuüben.

Wichtig wird hier letztendlich sein, zu gewährleisten, dass bis zur Einführung der jeweiligen Neuerungen die adäquate Vorbereitung jedes Prüflings auf diese Art von Prüfungsformat stattgefunden hat und die Qualität der Prüfungen standardisiert an allen deutschen Fakultäten gesichert ist.

Mehr zum Masterplan Medizinstudium 2020

Wer mehr zum Thema Masterplan Medizinstudium 2020 und den anstehenden Veränderungen wissen möchte, kann auf der Webseite der bvmd nachlesen. Die bvmd ist unsere nationale Vertretung, die in verschiedensten Gremien für die Berücksichtigung studentischer Interessen im MM2020 gekämpft hat.

Der Beschlusstext der Bundesregierung zum Masterplan Medizinstudium 2020 mit seinen 37 Maßnahmen ist ebenfalls online einsehbar.

Kompetenzorientierung in den Staatsexamina
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