„Für Reformen im Gesundheitswesen – gegen die Landarztquote.“

Leipzig, Dresden, den 10. Juli 2019

Der Fachschaftsrat Medizin und Zahnmedizin Dresden und
der Fachschaftsrat Humanmedizin Leipzig (StuRaMed)
kritisieren die Pläne zur Einführung der „Landarztquote“ in Sachsen.

Wir begrüßen die Aufmerksamkeit der Politik, welche die ärztliche Versorgung und Ausbildung in Sachsen erfährt. Wir unterstützen dabei eine Stärkung der Weiterbildung, der Digitalisierung und der Delegation ärztlicher Aufgaben.

Die im 20-Punkte-Plan vorgestellte und medienwirksam vertretene Landärzt*innenquote in Sachsen lehnen wir, wie in unserer Stellungnahme vom 08.05.2019[1] bereits veröffentlicht, entschieden ab.

Hervorheben möchten wir hierbei insbesondere folgende Gründe:thumbnail of Gemeinsame-Stellungnahme-zum-20-Punkte-Programm-07-2019

  • Wir befürchten, dass durch die Einführung einer solchen Quote Landärzt*innen das Stigma von Ärzt*innen zweiter Klasse auferlegt werden kann.
  • Die Landärzt*innenquote stellt einen Eingriff in die freie Berufswahl dar. Wir halten es für nicht vertretbar, junge Abiturient*innen ohne Kenntnis des Faches vorab zu verpflichten, nach einem sechsjährigen Studium eine bestimmte Weiterbildung zu absolvieren.
  • Von der Ausführung der Tätigkeit im ländlichen Raum können Absolvent*innen sich unter Konventionalstrafen „freikaufen“. Damit öffnet die Quote Wege für das „Erkaufen“ eines Studienplatzes.
  • Mit der Landärzt*innenquote wurde eine Maßnahme beschlossen, die gegen den Willen und die Expertise der gegenwärtigen und zukünftigen Ärzt*innenschaft geht, die unmittelbar davon betroffen sein werden. Auch die Sächsische Landesärztekammer lehnt nach Beschluss der 55. Tagung der Kammerversammlung die Landärzt*innenquote ab.[2]

Wir kritisieren die geforderte Erhöhung der Studienplätze Humanmedizin:

  • Wir erinnern daran, dass sich die medizinischen Fakultäten Sachsens im Ist-Zustand in einer Unterfinanzierung befinden[3].
  • Wir bezweifeln, dass 100 zusätzliche Studienplätze mit 30 Millionen Euro finanzierbar sind. Bei einer solchen Erhöhung fallen nicht nur laufende Kosten an, sondern beispielsweise auch Kosten zusätzlicher Räumlichkeiten und weiterer Lehrmaterialien.
  • Wir sehen in diesem Punkt bei inadäquater Finanzierung eine große Gefährdung der Ausbildungsqualität des Medizinstudiums in Sachsen. Insbesondere die Medizinische Fakultät Dresden befindet sich bezüglich der räumlichen Ausstattung schon jetzt in einer schwierigen Lage.

Wir kritisieren mit Nachdruck, dass nur im ländlichen Raum eine verbindliche Mindesthöhe für die Aufwandsentschädigung im Praktischen Jahr (PJ) angestrebt wird.

  • Wir fordern eine einheitliche Mindestaufwandsentschädigung in Höhe des BAföG-Höchstsatzes von aktuell 853€ für das gesamte Gebiet des Freistaates und darüber hinaus bundesweit. Nicht monetäre Anreize, sondern die Ausbildungsqualität muss den Ausschlag für die Wahl des Ausbildungsplatzes geben.
  • Ein Förderprogramm für Lehrkrankenhäuser, die Studierenden im PJ eine Mindestauf­wandsentschädigung zahlen, begrüßen wir grundsätzlich. Auch dieses sollte einheitlich sein und nicht Krankenhäuser in bestimmten Regionen bevorzugen.

Wir fordern die Landesregierung dazu auf, die hier genannten Maßnahmen zu überdenken und in einen konstruktiven Diskurs mit den beteiligten Akteur*innen zu treten, um problemorientierte Lösungen für die primärärztliche Versorgung Sachsens zu finden.

[1] Gemeinsame Stellungnahme zur Landarztquote; bvmd, Fachschaftsrat Medizin und Zahnmedizin Dresden, Fachschaftsrat Humanmedizin Leipzig (StuRaMed) (2019)

[2] Pressemitteilung „Ja zum Masterplan Medizinstudium 2020 – nein zur Landarztquote“; Sächsische Landesärztekammer (2016)

[3] Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Universitätsmedizin in Sachsen; Wissenschaftsrat (2017)

Detaillierte Stellungnahmen zu den angesprochenen Themen finden Sie hier:

Für Rückfragen wenden sie sich bitte an eine der folgenden Adressen:

Fachschaftsrat Medizin & Zahnmedizin der medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus, TU Dresden: fsr-oeffentlichkeitsarbeit@medforum-dresden.de

StuRaMed, Fachschaftsrat Medizin an der Medizinischen Fakultät, Universität Leipzig: kontakt@sturamed-leipzig.de

Stellungnahme als PDF zum Download


Berichterstattung und Reaktionen

Studierende der Universitäten Leipzig und Dresden kritisieren geplante Landarztquote, ärzteblatt.de vom 15. Juli 2019

Studenten der Unis Dresden und Leipzig kritisieren Landarztquote, mdr.de vom 15. Juli 2019

Studenten der Unis Dresden und Leipzig gegen Landarztquote, ntv.de vom 15. Juli 2019

Studenten der Uni Leipzig gegen Landarztquote, radioleipzig.de vom 16. Juli 2019

Stellungnahme zum 20-Punkte-Plan zur hausärztlichen Versorgung in Sachsen
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